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Thema: Meine Gomera-Geschichte

  1. #1
     Unterstützer/in Avatar von Crazy Horse
    63 Jahre alt
    aus Dülmen/ Münsterland/ Westfalen - demnächst noch öfters La Gomera!
    4.687 Beiträge seit 12/2019
    Danke
    3.743

    Meine Gomera-Geschichte

    Ich muss etwas weiter ausholen, denn die Insel blieb mir lange verborgen. Seit 1971 reise ich - und inzwischen meine Frau auch - regelmäßig nach Spanien. Meine Tante hatte dort an der Costa Blanca im wunderschönen Städtchen Altea zunächst ein großes Haus und später, nach dem Tod meines Onkels eine prächtige Wohnung direkt am Strand. Als Kinder reisten wir oft mehrmals im Jahr dahin und verbrachten auch schon mal fünf Wochen der Sommerferien in diesem Idyll. Über den Gärtner und der Haushaltshilfe kamen wir den Einheimischen im Dörfchen Altea la vieja (heute valenzianisch Altea la vella) ganz nahe, halfen in der Landwirtschaft bei der Oliven- und Mandelernte und waren bei jeder Fiesta Santana anwesend. Noch heute (der 60ste steht an) erkennen mich viele, wenn ich mal wieder dort bin.

    Später, als ich erwachsen wurde und den Führerschein besaß erweiterte sich meine Spanien-Neugierde. Zunächst in die Umgebung der Levante, führte dann der Weg aber insbesondere in die La Mancha, Madrid und Castilla León, bevor ich dann mein Herz für Andalusien entdeckte. Andalusien war lange mein Sehnsuchtsland. Nicht nur die wunderschönen Städte wie Cordoba, Sevilla, Granada oder Cadiz hatten es mir angetan, auch nicht die maurische Vergangenheit oder der Flamenco war's, sondern die Menschen dort. Fast ausnahmslos fröhliche, offene und gastfreundliche Menschen. Ganz anders als in Barcelona, Madrid oder Palma, wo sie die Nase schon eher etwas höher tragen.

    Mich erinnert im Nachherein die Mentalität der Andalusier an die der Canarios. Ich denke aber es ist umgekehrt. Viele der eingewanderten Festlandsspanier der Kanaren kamen aus Andalusien und brachten ihre gelassene Mentalität mit, die sich dann dort wohl nochmal entschleunigte. Und solche Menschen mag ich nun mal. 1995 war ein Jahr im chaotischen Wandel für meine Familie. Meine Frau und ich hatten nach falschen Berufsanfängen beide nochmal studiert (meine Frau sogar vorher das Abitur an der Abendschule gemacht) und standen vor einem Neubeginn. Ein Jahr zuvor gesellte sich auch noch unser Wunschkind hinzu und nun begann mein jetziges Berufsleben, während meine Frau noch an ihrem Diplom in Kernphysik herumfeilte, Sie arbeitet heute allerdings in der IT-Branche.

    Mit dem ersten Geld ging es dann drei Wochen nach Teneriffa. Hotel Atlantic Playa in El Medano. Es wurde ein wunderschöner Urlaub. Da wir keine reine Strandmenschen sind, haben wir fast alles gesehen. Auch damals waren wir schon ausgewiesene Wanderer und durchquerten die Wälder oberhalb von Vilaflor und kraxelten über die Paisajes lunar blanco bis negro. Auch in der Ucanca-Ebene und den Canadas war uns kein Weg zu lang. Einmal - der Kleine oben im Tragegestell - ging es auf den Guajara hinauf. An der Steilkante entlang und durch Schnee stapfend, kam uns dann eine deutsche, angeseilte (!) und mit Helmen bestückte Wandergruppe entgegen. Der Wanderführer bekam Schnappatmung, als er uns da in Sommerklamotten mit Kleinkind lustig herumlaufen sah. Seine Ermahnungen und Hinweise belustigten uns jedoch nur. Er musste allerdings auch seinen Schützlingen gegenüber die angeordneten Maßnahmen verteidigen. Ich glaube, einige von denen haben uns in unserer Freiheit ziemlich bewundert. Heute sind wir immer noch so. Nur das (Berg-) Wandern fällt mir immer schwerer.

    Was hat das mit La Gomera zu tun?

    Noch nichts! So 1997 waren wir dann im Barceló in Los Gigantes und hatten ein Eck-Apartment (Achtung, lautes Kleinkind!) und haben abends auf der großen, eigenen Terrasse immer La Gomera vor Augen gehabt und die Lichter der Autos verfolgt, wie sie das Hermiguatal rauf- und runterfuhren. Damals war uns - als Pauschis - die Insel aber irgendwie unerreichbar. Wir trauten uns einfach (noch) nicht. Ein Jahr später waren wir schon etwas mutiger und mieteten uns eine Finca in Tamaimo unweit von Los Gigantes und nahe Santiago de Teide. Weil es dort oben im Winter ziemlich frisch war und zog (von hinten Sprühregen - vorne die Sterne und La Gomera) saßen wir abends immer bis lange nach Sonnenuntergang an der Ufermauer in Alcalá, wo uns die aufgeheizten Steine so schmeichelten, dass wir kaum in die Kühle zurückkehren wollten. Da muss es dann passiert sein! Da hinten, wo die Sonne hingegangen war - da wollten wir hin! LA ISLA DE LA GOMERA!

    1999 war es dann soweit! Drei Wochen im Casa Pajarito zwischen oberen und unterem Ort im Valle de Hermigua. "Abgesehen" davon, dass ich gesundheitlich stark angeschlagen war (direkt nach Rückkehr ins Krankenhaus, OP und sechs Wochen krank geschrieben) war es die Erleuchtung. Einzig, dass schon kurz nach Mittag die Passatwolken Einzug hielten und die Sonne verdunkelten, machte uns ein wenig sehnsüchtig nach den Sonnenuntergängen von Alcalá. Aber wenn man nun mal in die umgekehrte Richtung guckt, kann das ja nicht funktionieren. Hätte ich als Geograph auch selber drauf kommen können! Also ging es - zunächst vereinzelt - später jeden Abend ins Valle Gran Rey zum Sundowner. Und das hat uns dann den Rest gegeben. Danach ging es dann (von regelmäßig über immer und mehrmals bis zu viermal) jährlich nach La Gomera ins Valle Gran Rey - ja das macht doch Sinn. Im März (so lange her) kamen wir direkt am Corona-Alarmausrufungstag an und verbrachten eine Woche mehr oder weniger auf dem Balkon.

    Televisio Canaria fand uns wohl witzig und so kamen wir in Fernsehen:

    Corona-Asyl 2020.jpg

    Auf La Gomera ist für mich und meine Frau nicht mehr zu verzichten - wir sind von der Magia völlig einverleibt worden. In spätestens sechs Jahren wollen wir dort unsere Zelte aufschlagen. Seguro!
    Geändert von Crazy Horse (25.07.2020 um 12:45 Uhr)

  2. Crazy Horse´s Beitrag erhielt 7 mal Dank und/oder Zustimmung von:


  3. Nach oben    #2
     Unterstützer/in Avatar von Fritzlore
    67 Jahre alt
    aus Agulo
    7.782 Beiträge seit 12/2019
    Danke
    16.291
    Danke, dass Du Deine Gomera-Geschichte mit uns geteilt hast. Dann bist Du also schon von Kindesbeinen an mit Spanien vertraut. Ich finde das so spannend, was Ihr alles schreibt.


  4. Nach oben    #3
    Avatar von Flor
    71 Jahre alt
    aus Berlin
    57 Beiträge seit 01/2022
    Danke
    89
    Hi Crazy Horse,

    darf ich Dich fragen was Du in Münster studiert hast? Bei mir wars Landespflege/Landschaftsplanung in Freising/Berlin.

  5. Nach oben    #4
     Unterstützer/in Avatar von Crazy Horse
    63 Jahre alt
    aus Dülmen/ Münsterland/ Westfalen - demnächst noch öfters La Gomera!
    4.687 Beiträge seit 12/2019
    Danke
    3.743
    Ja klar. Diplom-Geographie, Fachrichtung Landschaftsökologie mit den beiden Nebenfächern Geologie sowie Verwaltung und Raumplanung. Wir sind quasi Studien-Kollegen. Nur mache ich jetzt was ganz anderes im Bereich GIS/ NIS/ BIS für Versorgungsunternehmen.

    Aber nicht mehr lange.


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