Ich habe lang überlegt, ob ich Text posten soll, doch dann sagte ich mir, mach es einfach.
Ich mag La Gomera sehr, es ist meine Trauminsel. Wie es dazu kam:
Ich entstamme einem Elternhaus, für das Kinder eher eine Last als ein Glück waren. Das Bestreben meiner Eltern bestand darin, ihre Kinder so schnell wie möglich aus dem Haus zu haben, um sich dann wieder sich selbst widmen zu können.
Von früher Jugend an hatte ich Fernweh. Die Südsee war für mich das Paradies, naiv wie ich war. Als ich mich näher damit befasste, merkte ich schnell, das nicht alles Gold ist, was glänzt.
Das Reiseunternehmen Tjaereborg, Ende der 70er, machte mich mit dem Slogan neugierig: „Pfeifen Sie nicht auf La Gomera“, Was ich las faszinierte mich. Aussteigerinsel, Freiheit, in den Tag leben, sorgenfrei sein, vielleicht ein Klischee, doch ich war neugierig und sehnsüchtig.
Es kam zunächst anders. Beruf, Heirat, Kinder, ein Haus und Urlaub in den Bergen oder Dänemark traten in den Vordergrund. Ich war ziemlich zufrieden mit meinem Leben. Doch die Gedanken an die Insel gingen mir nie verloren.
Anfang der 90er, meine Ehe schien gescheitert und ich war recht unglücklich. Da wurde der Wunsch auf Gomera sehr stark. Ich erzwang mir eine kurze Auszeit. Ich war nicht so mutig, alle Zelte abzubrechen und auszusteigen, doch ein komfortabler Urlaub sollte es schon sein. Spontan buchte ich das Hotel Jardin Tecina in Playa de Santiago, Gomera light sozusagen. Das Hotel war noch neu und in allen Beziehungen kein Vergleich zu heute.
Schon als ich die Insel auf dem Außendeck der Fähre zu ersten Mal erblickte, geschah etwas mit mir, was ich so nicht erklären kann. Eine gewisse Ruhe überkam mich.
Die anschließende Fahrt mit dem Taxi (ich war der einzige Gast der Reisegesellschaft) über die gesamte Insel (die Straße nach Santiago existierte noch nicht) ließ mich einfach nur staunen.
In dem Hotel ging es damals trotz der Größe eher familiär zu. Ich war begeistert. Die geführte Tageswanderung, geführt von einer Holländerin aus Hermigua durch den Nebelwald, einfach unvergesslich. Ich war eingefangen.
Wandern auf Gomera war zu dieser Zeit noch in den Anfängen, noch nicht das große Thema.
Im nächsten Jahr wurde ich etwas mutiger, 3 Wochen. In diesem Jahr gab es auf Gomera die ergiebigsten Regenfälle seit vielen Jahren. Die Insel frohlockte, Wasser im Überfluss. Bei dem herrschenden Wind hatte ich manchmal das Gefühl mit meinem kleinen Mietwagen von der Insel geweht zu werden. Ich erkundete aber die Insel, auch Valle Gran Rey. Es war dort noch relativ beschaulich, in La Calera schien die Zeit wirklich still zu stehen. Ausgedehnte, man kann es nicht unbedingt Wanderungen nennen, eher Spaziergänge, ließen mich die Insel mehr und mehr kennenlernen.
In mir reifte der Wunsch, hier will ich mal leben.
Meine Eltern besaßen ein Ferienhaus nahe Salobrena, Andalusien. In den folgenden Jahren verbrachte ich mit meiner Frau und den Kindern die Ferien dort und mein Blick ging von der Dachterrasse über das Meer nach Gomera. Ich lernte Land und Leute und die spanische Sprache kennen.
2005 verkaufte mein Vater das Haus, ein Bombengeschäft und ich war wieder ohne Heimat.
Nun wollte ich die Welt sehen, machte einige Fernreisen, Asien, Südamerika, Kanada, Australien. Doch immer kam der Vergleich mit Gomera. Doch ich wusste, dass die Zeit auch auf Gomera nicht stehenbleibt und ich hatte ein wenig Sorge wegen der möglichen Veränderungen.
Als mein jüngster Sohn, ich denke es war 2009 Abitur machte wünsche er sich von mir etwas wo es ruhig zugeht. Klar, da müssen wir nach Gomera, doch er hatte sich ja eine Komfortreise verdient.
Also das Tecina war unser Hotel, gut zwar, doch es hatte sich sehr verändert und wir erkundeten die Insel.
Im nächsten Jahr im Herbst mietet ich ein Haus im unteren La Calera und wieder hatte ich diese Ruhe in mir. Die Abende auf der Terrasse in der warmen Luft,den Blick auf die Sterne und den Mond, ich war wieder zuhause. In den folgenden Jahren miete ich immer dieses Haus und wurde von meiner Frau begleitet, die leider 2017 verstarb. Mit ihr machte ich viele, jetzt kann man sagen Wanderungen in der Umgebung.
Nachdem ich mich vor 2 Jahren zur Ruhe gesetzt habe, war ich einige Male auf Gomera, nicht mehr in dem Haus. Die Wanderungen, die ich mit meiner Frau gemacht hatte, ging ich nochmals nach.
Doch es war nicht wie früher, keine Gespräche, kein Teilen der Entdeckungen.
Trotzdem ist es noch immer meine Insel nur anders. Ich finde dort noch immer Ruhe, die Bank im Hafen, Spaziergänge durch das Tal. Ob ich mich auf Gomera niederlassen werde, mal sehen. Ich verspüre auch die Lust, El Hierro oder La Palma zu erkunden.
Ich bin kein Wandervogel auf Gomera geworden, ich war es vorher schon.
Ich habe dies geschrieben, um euch zu animieren, auch mal zu erzählen, wie ihr auf Gomera gekommen seid und was die Insel für euch bedeutet.
Lesezeichen